Safety Passport – Auf dem Weg zum europäischen Sicherheitsstandard in der Veranstaltungsbranche

Ob Festival, Bühnenshow oder Messeaufbau – überall dort, wo temporäre Einsatzorte entstehen, spielt Sicherheit eine zentrale Rolle. Der sogenannte Safety Passport entwickelt sich dabei zunehmend zum europäischen Standard. Er dient als Nachweis, dass Mitarbeitende eine anerkannte Sicherheitsunterweisung absolviert haben – praxisnah, nachvollziehbar und einheitlich.

Ziel ist es, allen Beteiligten das nötige Wissen für sicheres Arbeiten zu vermitteln und gleichzeitig die Vergleichbarkeit von Qualifikationen über Ländergrenzen hinweg zu verbessern. Gerade in einer international vernetzten Branche ein entscheidender Schritt.

Blick nach Europa – unterschiedliche Wege, ein gemeinsames Ziel

Die Umsetzung erfolgt bislang sehr unterschiedlich:

  • Belgien: Gesetzliche Pflicht zur Sicherheitsunterweisung (seit 2024 für alle Mitarbeitenden), ohne Nachweis kein Zutritt zu Baustellen.

  • Niederlande: Der VCA-Standard ist zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, gilt aber als gängiger Nachweis, auch bei Eventproduktionen.

  • Frankreich: Ab 2025 Einführung eines digitalen „Passeport de prévention“ zur Dokumentation von Schulungen.

  • Deutschland: Bisher freiwillig, aber die Diskussion läuft. Einzelne Veranstalter fordern bereits Sicherheitsnachweise.

  • Großbritannien: Branchenstandard „Event Safety Passport“ etabliert, keine gesetzliche Pflicht, aber breite Anwendung.

  • USA: In Kalifornien ist ein OSHA-Sicherheitstraining für Eventpersonal gesetzlich vorgeschrieben.

ETTEC als europäische Brücke

Die Initiative ETTEC verfolgt das Ziel, Sicherheitszertifikate EU-weit vergleichbar und gegenseitig anerkennbar zu machen. Auf Basis des EU-Projekts ETTE wurde ein standardisiertes Schulungs- und Prüfmodell entwickelt, das bereits in mehreren Ländern Anwendung findet – u. a. in Belgien, Schweden, den Niederlanden und Deutschland.

Drei Stufen zum Safety Passport

Die Ausbildung erfolgt in drei Schritten:

  1. Online-Module mit Übungen und Videos (kostenfrei)

  2. Online-Test zur Wissensüberprüfung (kostenfrei)

  3. Praktische Prüfung zur Demonstration sicheren Arbeitens (ca. 450 €)

Diese Kombination aus Theorie und Praxis sorgt für fundierte und überprüfbare Qualifikationen.

Chancen und Herausforderungen

Ein Safety Passport bringt klare Vorteile: mehr Sicherheit, besseres Image, rechtliche Absicherung und qualifiziertes Personal. Gleichzeitig müssen Kosten, Zeitaufwand und finanzielle Hürden – insbesondere für kleinere Betriebe – mitgedacht werden. Förderprogramme und branchenspezifische Finanzierungslösungen können hier entscheidend unterstützen.

Fazit

Der Safety Passport steht für einen Kulturwandel in der Veranstaltungsbranche: weg von punktuellen Schulungen, hin zu einem einheitlichen, professionellen Sicherheitsverständnis. Damit dieser Wandel gelingt, braucht es nicht nur gute Konzepte, sondern auch tragfähige Strukturen – und den gemeinsamen Willen, Sicherheit zur Selbstverständlichkeit zu machen.